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Materialpreis

Produkt-Unikat

Von Nadine Podewski

Eine experimentelle Annäherung von Kunst und Design

Unberührt von Zukunft steht Handwerk neben Industrie und Maschine, Einzelstücke neben in Masse hergestellten Produkten. In der industriellen Produktion wird zugunsten maschineller Arbeitsteilung die Form stark vereinfacht, dadurch verliert das Porzellan an Wert und Qualität. Dem gegenüber steht die Rückbesinnung auf ursprüngliche Herstellungsweisen, eben der Pflege manueller Techniken, um die unnachahmlichen Qualitäten des Materials zu zeigen.

Neben der Reproduktion von alten Formen und Dekoren gibt es das Bestreben, innovative Entwürfe in Porzellan umzusetzen. Da die Porzellanindustrie vor allem kommerziell ausgerichtet ist, gibt es nur wenige Unternehmen, die sich an experimentelle Entwurfsarbeit heranwagen. Der Industrie fehlt die Flexibilität der Arbeitsabläufe, die zudem mehr Kosten bedeuten würden. Die Manufakturen bewahren die ursprünglichen Arbeitsweisen des Handwerks, jedoch bleiben sie gleichzeitig traditionell unverändert in der Formgebung. Trotz der Schwierigkeiten neue Ideen umzusetzen, haben deutsche Porzellanfirmen immer wieder mit Künstlern und Designern zusammengearbeitet, um neue Wirkungen und Anwendungen des Materials Porzellan zu entdecken. Diese Neugierde der Firmen eröffnet Designern und Künstlern einen Handlungsspielraum, den ich gern erforschen möchte.

Mein Arbeitstitel: „Produkt – Unikat, Eine experimentelle Annäherung von Kunst und Design“ ist der Versuch die Zufälligkeit des Künstlerischen mit der Perfektion der Industrieprodukte zu kombinieren. Hierbei sollen die unterschiedlichen Arbeitsprozesse nicht getrennt voneinander durchgeführt werden, sondern wenn möglich in einem sinnvollen Arbeitsfluss vereint werden.

Die Verbindung des Künstlerischen mit dem Design ist nicht nur eine praktische Herausforderung, sie ist auch ideologisch für mich besonders relevant. Da die “technische Glätte“ im Kontrast zu der Unregelmäßigkeit und Zufälligkeit des Künstlerischen ein Spannungsfeld aufzeigt, in dem wir uns als Mensch in der technisierten Welt wiederfinden. Die technische Produktion sucht nach Lösungen, sich diesem Spannungsfeld anzupassen. Ein Beispiel ist der Vintage-Look ganzer Produktketten, der das Handgemachte zu imitieren versucht. Ein kläglicher Versuch den Unikatgedanken in Produkte zu überführen.

Wie könnte man die Zufälligkeit des Künstlerischen/Experimentellen mit der Perfektion der Industrieprodukte kombinieren?

Porzellan Skulptur

Porzellan hat in unserer Gebrauchskultur über Jahrhunderte hinweg einen festen Platz. Die Faszination und die hochwertigen Materialeigenschaften von Porzellan, hat besonders in den letzten Jahren zu neuen Denkanstößen und Anwendungsbereichen geführt. Im Vordergrund meiner Herangehensweise an das Thema, steht das Experimentelle Arbeiten. Das Material Porzellan bietet viel Spielraum für unkonventionelle Lösungen, z.B. Materialkombinationen vor bzw. nach dem Brennvorgang. Die Kenntnisse und Erfahrungen mit dem Material Porzellan, die ich im Laufe meines Studiums und meiner Arbeit als Designerin gesammelt habe, sind für mich ein reichhaltiger Fundus. Die folgenden Arbeiten sind in meiner Studienzeit entstanden und sollen hier nur erste Denkanstöße für das Thema darstellen.

Gehäkelter Baumwollgarn lässt sich in Porzellanmasse tauchen und übrig bleibt nach dem Brennen die fragile Hülle aus Porzellan. Kaum ein Material übersteht den Glattbrand bei 1300°C. Das einzige was bleibt, ist die Kontur des Materials. So entstehen Durchbrüche, Einschlüsse und Bruchkanten, die etwas erkennen lassen, das nicht mehr vorhanden ist. Wie lassen sich diese neuen Qualitäten nutzen oder verhindern sie gar den Nutzen?
Eine Frage die es zu erforschen gilt!

In einem Semesterprojekt mit der KPM Berlin habe ich manufakturelle Strukturen, während meines Aufenthaltes im Werk, kennengelernt. In einer Manufaktur wie dieser, steht Handarbeit noch an erster Stelle, neben den auch in der Industrie üblichen Formgebungstechniken: das Gießen oder das Eindrehen in Gipsformen. Ich habe dort eine Dose entwickelt, die aus zwei Teilen besteht. Der Deckel ist ein Gießartikel, der in Masse produziert werden kann und die Schale ist ein Unikat, welches von Hand gefertigt wird. Eine Zusammenarbeit mit einer Porzellanmanufaktur könnte ich mir bei dem Thema gut vorstellen. Während meines Studiums habe ich bereits mit diversen Porzellanfirmen zusammengearbeitet. Eine Kooperation mit einer Firma könnte ich schnell herstellen, da ich gute Kontakte aufgebaut habe. Sollte ich eine Zusage für das Forschungsstipendium erhalten, werde ich mich umgehend darum bemühen.

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